Liebe Mitglieder,
in meinem Bericht möchte ich auf die wesentlichen Ereignisse seit unserer letzten JHV eingehen und diese aus Sicht des Präsidiums bewerten. Unsere letzte Versammlung im Herbst 2021 war geprägt von den Einschränkungen und den Fol-gen der Corona-Pandemie. Erstmalig in der Nachkriegsgeschichte dieses Vereins kam der Sportbetrieb komplett zum Erliegen. Dies war eine der größten und schwierigsten Herausforderungen in einer ohnehin für Breitensportvereine nicht ganz einfachen Zeit des gesellschaftlichen Umbruchs. Mit viel Engagement, viel Geschick und kreativen Ideen konnten wir den Verein durch diese schwierige Phase bringen.
Gleichzeitig haben wir in der Krise nachgewiesen, dass unser Verein ein soziales Gebilde von unschätzbarem Wert für unsere Gesellschaft ist. In normalen Zeiten zeigen wir dies, indem wir mit unserer Vereinsarbeit wertvolle Beiträge für die soziale Entwicklung von Kindern und Ju-gendlichen, für die Integration sowie für die Gemeinschaft leisten.
In diesen besonderen Zeiten konnten wir unseren gesellschaftlichen Wert durch vielfältige Kooperationen und Initiativen zur Überwindung der Pandemie unter Beweis stellen, Hier sei nochmals an die Unterstützung der Tafel Bückeburg, der Stadtkirchengemeinde, eines befreundeten Vereins im Ahrtal, die Unterstützung des DRK u.v.m. erinnert.
Insbesondere aber konnten wir vielen Menschen den Wert von Gemeinschaft vor Augen führen. Gerade in Zeiten des Lockdowns wurde deutlich, wie wichtig es ist, in sozialen Netzwerken mit-einander verbunden zu sein. Bestimmte vorher noch der Trend zur Individualität und der unver-bindlichen Nutzung von Angeboten das Handeln und die Freizeitgestaltung vieler Menschen, so wurde in der Krise schlagartig die soziale Vereinsamung sichtbar, als diese Angebote auf einmal nicht mehr verfügbar waren. Wir dagegen haben es geschafft, auch in dieser Zeit mit unseren Mitgliedern in Kontakt zu bleiben, unser Vereinsleben zumindest in einem Mindestmaß weiter aufrecht zu erhalten und damit den Menschen ein Gefühl des Miteinanders und der Einbettung in eine feste Gemeinschaft zu geben.
Wurde vor Corona der Sinn und die Notwendigkeit von Breitensportvereinen von Einigen noch in Frage gestellt oder doch zumindest belächelt, so ist der gesellschaftliche Wert von Vereinen wie unserem VfL in dieser Zeit sehr deutlich zum Ausdruck gekommen.
Wir sind alle gemeinsam der festen Überzeugung, dass die Gemeinschaft in einem Verein, die daraus resultierenden sozialen Kontakte und emotionalen Bindungen, die gewohnten Abläufe und der Austausch in der Gruppe den Menschen in schwierigen und für Viele unübersichtlichen Zeiten Halt und Orientierung geben können.
Mit unseren vielfältigen Aktivitäten auch in Corona-Zeiten konnten wir allen Zweiflern den Wert und den Nutzen eines Vereins für unsere Gesellschaft deutlich vor Augen führen.
Ab dem Frühjahr dieses Jahres bestimmte dann wieder der regulär aufgenommene Sportbetrieb das Geschehen im VfL. Und zwar mit durchaus erfreulichen und bemerkenswerten Ergebnissen. Diese werden bei uns in den jeweiligen Abteilungen erzielt und auch dort in den jeweiligen Ver-sammlungen entsprechend gewürdigt.
Trotzdem möchte ich an dieser Stelle einige Ergebnisse exemplarisch aufgreifen und erwähnen:
• im Bereich Volleyball konnte jüngst eine Herrenmannschaft neu gemeldet werden, gleichzeitig ist die Damenmannschaft in die Landesliga aufgestiegen
• im Bereich „Fitness-Turnen-Gesundheit“ gibt es immer wieder neue Angebote wie bspw. „Tanzfitness“ in einem breiten Spektrum von Kursangeboten vom Kleinsten bis zu den Seniorinnen und Senioren
• im Bereich der Läufer und Nordic Walker konnten viele herausragende Ergebnisse erzielt werden
• und erst kürzlich haben unsere Baseballer der „Bückeburg Buccaneers“ gemeinsam mit ihren Partnern aus Ricklingen die Niedersachsenmeisterschaft erringen können. Ein toller Beleg für eine erfolgreiche und sinnvolle Kooperation auch über die Grenzen des eige-nen Vereins hinaus!
Insbesondere aber haben wir uns gefreut, dass wir auch wieder mit einigen wichtigen und etablierten Veranstaltungen auf uns aufmerksam machen konnten:
• der großartige Schlossparklauf mit einer riesigen Zahl an teilnehmenden Kindern und Jugendlichen sowie etlichen tollen Leistungen. Erwähnenswert ist hier insbesondere die Kooperation mit den Bückeburger Grundschulen
• das Megaevent „Bergbad-Pokal-Schwimmfest“ unter besten Bedingungen mit vielen Teilnehmern aus dem In- und Ausland, welches ein ganzes Wochenende im Zeichen der Begegnung geprägt hat
Erwähnenswert ist auch, dass unsere Fußballer nach dem Abstieg unter neuer Führung wieder zurück in die Erfolgsspur gefunden haben. Nach einer in vielerlei Hinsicht sehr enttäuschenden Vorsaison hat sich dieser Bereich sichtbar stabilisiert und ist sehr erfolgreich in die neue Saison gestartet. Diese Stabilisierung und Umkehr des Trends konnten nur erfolgen, weil man sich wie-der auf die ursprünglichen Werte und Grundtugenden des VfL zurückbesonnen hat. Gemeinschaft, Zusammenhalt, Identifikation und emotionale Bindung in dem Bewusstsein, für einen ganz besonderen Verein zu spielen!
Diese für uns so wichtigen Bindungen entstehen bei langjähriger Zugehörigkeit zum Verein. Dies setzt aber voraus, dass diese Werte von allen Verantwortlichen, von den Trainern, Betreuern und Vorstandsmitgliedern immerzu und ständig vorgelebt und eingefordert werden. Dies muss wieder im Vordergrund stehen, denn dies war über viele Jahre hinweg die Basis für nachhaltigen Erfolg.
Mit Blick nach vorne tut sich leider schon wieder die nächste Krise auf. Der Krieg in der Ukraine belastet nicht nur viele Menschen, er hat auch zu einem rasanten Anstieg der Energiekosten geführt. Dies hat Auswirkungen auf alle Lebensbereiche und somit natürlich auch auf Vereine wie unseren VfL.
Leider lässt sich aktuell ein leichter Rückgang in unseren Mitgliederzahlen feststellen. War dies in Zeiten von Corona und dem damit verbundenen Lockdown noch mit den fehlenden Neueintritten zu erklären, so scheinen die Gründe diesmal andere zu sein. Es mag derzeit möglicherweise u.a. auch daran liegen, dass einige Menschen in Zeiten stark anziehender Preise für die Lebenshaltung nach Möglichkeiten suchen, ihre laufenden Kosten ein wenig zu senken.
Uns stehen in der aktuellen Lage möglicherweise weitere Einschränkungen in unserer Arbeit bevor. Angesichts dramatisch steigender Kosten für Energie ist zu befürchten, dass auch Sportvereine ihr Angebot werden reduzieren bzw. anpassen müssen. Sport zählt im Wesentlichen zu den freiwilligen Leistungen der Kommunen.
Die Zeitungen sind voll von Berichten darüber, dass Sporthallen und Schwimmbäder geschlossen, warmes Wasser in den Kabinen oder das Flutlicht auf Sportplätzen abgeschaltet wird. Manche Dinge sind sicherlich mit Blick auf die Gründe und die Folgen dieser Krise hinnehmbar und vertretbar. Wir sollten aber alle gemeinsam die Lehren aus der Corona-Zeit ziehen und die heißt: Es darf nicht erneut zu einem flächendeckenden Ausfall des Sportbetriebs kommen!
Sportvereine haben in der Krise ihren unschätzbaren Wert für unsere Gesellschaft und für das Miteinander gezeigt. Ein erneuter Ausfall unseres Sportangebotes hätte nicht nur gravierende Auswirkungen auf unsere Gesellschaft und das Zusammenleben hier vor Ort, er hätte für die meisten Vereine eine existenzbedrohende Dimension.
Insofern hoffen wir, den überaus fairen und partnerschaftlichen Dialog mit Politik und Ver-waltung weiter fortzusetzen, um hier geeignete und für alle tragbare Lösungen zu finden. Die bisherigen Äußerungen der Verwaltung und auch der Politik deuten darauf hin, dass die Ver-eine nicht zusätzlich belastet werden sollen. Dafür sind wir sehr dankbar. Es setzt uns aber auch in die Verantwortung, unseren Teil dazu beizutragen, indem wir verantwortungsvoll mit den uns überlassenen Sportstätten und deren Nutzung umgehen.
Selbstverständlich sind auch wir als Verein aufgerufen, unseren Beitrag zur Einsparung von Energie und den damit verbundenen Kosten zu leisten. Wir sind hier klar in der Verantwor-tung. Wir müssen im Verein intensiv darüber diskutieren und gemeinsam nach geeigneten Lö-sungen für diese Aufgabenstellung suchen.
Bei allem Bemühen müssen wir hierbei aber auch die Aufrechterhaltung eines angemessenen sportlichen und sozialen Angebotes im Blick haben.
Gleichwohl sind wir in der Pflicht, mit den uns zur Verfügung stehenden Ressourcen sorgsam und verantwortungsbewusst umzugehen. Das beinhaltet das Zusammenlegen von Gruppen, um Licht und Energie zu sparen, da wo es sinnvoll und möglich ist. Dies schließt gemein-schaftliche Lösungen mit Gruppen und Mannschaften anderer lokaler Vereine durchaus ein.
Wir haben schon in der Corona-Krise bewiesen, dass wir es mit umsichtigem, verantwortungs-bewusstem und vorausschauendem Handeln sowie mit vielen kreativen Ideen und einer hohen Anpassungsfähigkeit geschafft haben, auch unseren Beitrag zur Bewältigung der Krise zu leisten und gleichzeitig unser Angebot für die Mitglieder aufrecht zu erhalten.
Die letzten Jahre haben wir uns im Präsidium weniger die sportlichen Fragen auseinanderzuset-zen haben, als vielmehr mit ganz grundsätzlichen Fragestellungen:
Welche grundsätzliche Bedeutung haben Vereine wie der VfL für unsere Gesellschaft?
Welchen Beitrag können Sportvereine zur Bewältigung von Krisensituationen leisten?
Welchen Sinn und Nutzen hat es für den Einzelnen, in einem Verein organisiert zu sein?
Wie erzeugt und festigt man emotionale Bindungen zu seinem Verein?
Welchen Nutzen hat es für jeden Einzelnen, seinen Sport in der Gemeinschaft auszuüben?
Und nicht zuletzt: Welcher Gegenwert steht dem finanziellen Aufwand der Kommune zur Pflege, zum Erhalt und zum Betrieb der Sportanlagen gegenüber?
An diesen Fragen müssen wir unsere Arbeit orientieren und damit zeigen, dass dieser Verein wertvoll für unsere Gesellschaft hier vor Ort, wichtig für die Gemeinschaft und das freundschaftliche Miteinander und somit unterstützenswert ist.
Zu Beginn der Corona-Krise haben wir wirklich in den Abgrund geschaut. Es war überhaupt nicht absehbar, wie unsere Mitglieder und Unterstützer auf diese Situation reagieren würden. Diese Situation hatte das Potenzial, sich für uns zu einer existenzbedrohenden Krise auszuweiten.
Mit etwas Abstand kann man jedoch feststellen, dass die Solidarität unserer Mitglieder und Förderer, unserer Unterstützer und ehrenamtlichen Helfer überragend war.
Unsere Förderer und Sponsoren haben uns größtenteils weiter die Stange gehalten; neue Unterstützer haben uns wichtige Investitionen in die Infrastruktur ermöglicht.
Unsere Mitgliederentwicklung ist zwar rückläufig, stabilisiert sich aber auf dem derzeitigen Niveau. Unsere Finanzen sind weiterhin solide.
Unsere Übungsleiter haben sich im Lockdown bereit erklärt, wichtige Organisationen vor Ort zu unterstützen und hier einen wertvollen Beitrag für unsere Gesellschaft in einer schwierigen und herausfordernden Zeit zu leisten.
Bedingt durch die Maßnahmen zur Eindämmung des Infektionsgeschehens haben sich neue, digitale Kommunikationsstrukturen gebildet, die unsere Arbeit effizienter machen.
Insbesondere aber hat die lange Phase des Verzichts vielen Menschen den Wert von Gemein-schaft vor Augen geführt.
Dies alles sind Fakten, die uns stolz machen können. Wir sind gut durch die Krise gekommen und haben die Chance genutzt, den gesellschaftlichen Stellenwert und die Bedeutung des VfL in Bückeburg nachdrücklich unter Beweis zu stellen.
Gleichwohl müssen wir weiterhin konsequent an der Optimierung unserer Strukturen und unse-res Angebots arbeiten.
Manche gesellschaftlichen Entwicklungsprozesse sind in der Krise nochmals beschleunigt wor-den und verkürzen die Zeit, die wir für Anpassungsmaßnahmen haben. Die Zeit drängt also, wenn wir diesen Struktur- und Kulturwandel erfolgreich gestalten wollen.
Wir sollten uns nicht zuletzt aufgrund der geschilderten Erfahrungen- als einen leistungsstarken Mehrspartenverein verstehen und auch als solcher zusammenhalten. Ein Blick über den Rand der eigenen Sportart mit ihren jeweiligen Problemstellungen hinaus ist bei diesem Selbstver-ständnis hilfreich.
Unser innerer Zusammenhalt ist unglaublich wichtig und wird zunehmend notwendiger sein, um die Existenz des Vereins auch in der Zukunft zu sichern.
Wir müssen alle begreifen und vermitteln, welchen Mehrwert es hat, in der starken Gemein-schaft eines großen Mehrspartenvereins organisiert zu sein.
Und wir müssen erkennen, dass wir voneinander profitieren, wenn wir uns gegenseitig unterstützen.
Im Namen des Präsidiums möchte ich an dieser Stelle die Gelegenheit nutzen und all denjenigen Personen danken, die uns in dieser für uns schwierigen und herausfordernden Zeit unterstützt haben.
Ich bedanke mich bei
• bei den Abteilungsvorsitzenden für die aktive und kollegiale Zusammen-arbeit,
• den Mitarbeitern der Geschäftsstelle,
• den sonstigen ehrenamtlichen Helfern für ihr Engagement,
• unseren Sponsoren und Förderern, ohne die ein Breitensportangebot wie das Unsere auf diesem Niveau heute nicht mehr möglich wäre, sowie
• der Presse für ihre umfangreiche und objektive Berichterstattung über unseren Verein.
Wenn man zurückschaut auf die Zeit im Frühjahr 2020, dann konnte einem Angst und Bange um die Zukunft von Sportvereinen werden.
Wer vor dieser Zeit nicht stabil aufgestellt war, für den war die Unterbrechung des Sportbetriebs ein großes, wenn nicht gar existenzbedrohendes, Problem.
Dass wir als VfL diese Situation gut überstanden haben, hat auch seine Gründe.
Wir haben uns in vielen Bereichen neu und zukunftsfähig aufgestellt. Wir haben uns den Auf-gaben gestellt, die plötzlich und unvorbereitet auf uns zugekommen sind.
Wir haben gesehen, dass ein breit aufgestellter Mehrspartenverein die beste Versicherung gegen unvorhersehbare Entwicklungen ist.
Wir haben gesehen, dass es der Solidarität aller bedarf, um Krisen zu meistern.
Und dass wir uns auf die Solidarität der ganz überwiegenden Mehrheit aller Mitglieder und Funktionsträger verlassen konnten. Gerade dieser Zusammenhalt und diese Solidarität sind ent-scheidend dafür, auch die vor uns liegenden Herausforderungen zu meistern.
Wir haben einen wirklich unglaublich tollen Verein mit einem ausgesprochen vielfältigen Sportangebot.
Wir haben solide Finanzen. Wir haben gezeigt, dass wir ein besonderer Verein sind.
Ein Verein, der seine Rolle als wichtigen und unverzichtbaren Teil der hiesigen Gesellschaft verstanden hat.
Ein Verein, der nicht ausschließlich sportliche Erfolge in den Vordergrund stellt, sondern der verantwortungsbewusst handelt und sich seiner gesellschaftlichen Aufgabe jederzeit bewusst ist.
Für uns zählt das Miteinander, welches basiert auf unverrückbaren Werten wie Vertrauen, Loyalität, Freundschaft und dem Wunsch nach einer harmonischen Gemeinschaft. Dieses Miteinander findet Ausdruck in einer geradezu familiären Atmosphäre in unserem Verein. Dies macht den VfL aus und dies macht ihn auch zu etwas Besonderem.
Unsere Philosophie beruht auf dem Ziel einer langfristigen, emotionalen Bindung aller Mitglieder an unseren Verein, die im Ergebnis dazu führt, dass die eigenen Interessen hinter dem Wohl der Gemeinschaft zurückstehen. Und sie beruht auf dem Bekenntnis, einen gesellschaftlichen Auftrag mit einem klaren sozialen Profil wahrzunehmen. Diese Werte sind für uns wichtig und nicht verhandelbar.
Wir alle haben gemeinsam viel erreicht und ich bin sehr stolz, Präsident dieses großartigen Vereins zu sein!
Bückeburg, den 01. November 2022
Martin Brandt (Präsident)